Die Geschichte des Gebietes Wolgograd ist eng mit der Geschichte der Wolgadeutschen verbunden. In den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts strömte eine Welle von Migranten aus Europa nach Russland und veränderte damit das gewohnte und vertraute Bild des russischen Lebens in dieser Region.
Wieso kamen die Deutschen in das Wolga-Gebiet? Am 4. Dezember 1762 unterzeichnete die Zarin Katharina II ein Manifest, das Ausländern erlaubte, sich frei zu unbewohnten Gebieten der Russischen Föderation zu bewegen. Tausende von Deutschen kamen in die Wolga-Region und begannen dort ein neues Leben.
Auf russischem Boden pflegten die deutschen Siedler ihren vertrauten Lebensstil: sie bauten Häuser, betrieben Landwirtschaft, Viehzucht und Handwerk. Als Mustersiedlung dieser deutschen Lebensweise gilt Sarepta, die im Jahre 1765 südlich von Zarizyn gegründet wurde. Heute ist dieser Ort ein Museum.
Die deutschen Siedler brachten nicht nur Werkzeuge und landwirtschaftliche Techniken mit, sondern das Manifest erlaubte es ihnen auch ihre Religion auszuüben. Es war ihnen jedoch streng verboten die einheimische orthodoxe Bevölkerung in ihrem Glauben zu bekehren. Auf dem Gelände der ehemaligen deutschen Kolonien stehen immer noch gut erhaltene Kirchen, die vor etlicher Zeit von deutschen Siedlern erbaut worden sind. Die Wolgadeutschen, die selber Katholiken oder Lutheraner waren, feierten die orthodoxen Festtage, die aber einigen Änderungen unterlagen.
Durch die von Katharina II erteilten Privilegien, die mehr als hundert Jahre Bestand hatten, wuchs die deutsche Bevölkerung in der Wolga-Region stark an. Erst Alexander II hob die Beschlüsse dieses Manifest auf. Ab 1871 wurde den Deutschen die Verwendung ihrer eigenen Sprache in der Öffentlichkeit verboten, darüber hinaus wurden sie wehrpflichtig.
Von der Kollektivierung nach der Oktoberrevolution war auch die deutsche Bevölkerung stark betroffen. Die deutsche Autonomie-Bewegung hat erste Früchte am 19. Oktober 1918 mit der Gründung der ersten deutschen autonomen Region getragen, die jedoch nur 23 Jahre andauerte. Im Rahmen der Repression waren die Wolgadeutschen Massenumsiedlungen nach Sibirien, Kasachstan und Altai ausgesetzt.
In den 90er Jahren verabschiedete Deutschland das sogenannte "Gesetz der Rückkehr", das es Russlanddeutschen ermöglichte die deutsche Staatsbürgerschaft in kurzer Zeit zu erlangen. Heute kann im Gebiet Wolgograd das Erbe der Wolgadeutschen mit ihrer Geschichte, ihrem Leben und ihren Traditionen bestaunt werden.